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Der Systemadministrator

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Ich habe Probleme mit einem Kundenserver, nur leider weiß ich nicht genau warum. Der Kunde beanstandet, dass durch eine Server-Upgrade die Domain aus dem Ausland nicht aufrufbar, sowie Mails nur unregelmäßig empfangen werden können.

Ich teste zunächst die Erreichbarkeit ganz einfach über aufrufen der URL im Browser – funktioniert. Ich pinge die Domain an, um zu schauen, ob die IP korrekt aufgelöst wird – funktioniert. Ich rufe die Domain bei ProxFree auf und wähle einen niederländischen Server, um die Erreichbarkeit aus dem Ausland zu prüfen – funktioniert. Mein Fazit, es kann kein DNS-Problem sein. Meine Art, immer eine kleine Möglichkeit des Restzweifels zu lassen macht daraus: Es scheint, als wäre es kein DNS-Problem. Um diesen Zweifel über einen weiteren Test zu minimieren, rufe ich die Domain über mein iPad, welches die Datenverbindung über mein Lumia herstellt, um das Netzwerk des Büros zu umgehen, auf. Dies funktioniert nicht, was aber auch an der schlechten Mobilfunkverbindung hier liegen kann.

Ich telefoniere mit der Kundin und und sage, dass es nicht komplett ausgeschlossen ist, dass die Domain nicht aufrufbar ist und ich noch einmal nachschaue. Ich vermute, dass es eventuell an den AutoDNS-Einstellungen des Hostings liegt und stelle dort die Einträge von CNAME auf A ein, um ganz sicher zu gehen. Ich teste die Änderungen bei ProxFree und habe das Gefühl, dass alles jetzt viel schneller geht. Mehr kann ich nun nicht machen, denke ich.

Die Kundin hat derweil einen Techniker beauftragt, der sich um dass Mail-Problem an ihrem Rechner kümmert. Dieser kontaktiert mich und fragt bezüglich der Mail-Client-Einstellungen von Apple Mail. Ich kann aushelfen und beschreiben meine Beobachtung auf meinem Privat-Rechner, wo ich die Postfächer der Kundin testweise eingerichtet hatte – erfolgreich.

Im Verlauf des Tages ruft die Kundin wieder an und beschwert sich, dass es ja scheinbar ein Problem mit dem Server gibt, wenn der Techniker jetzt auch nur feststellt, dass die Mails nur unregelmäßig abgeholt werden können. Ich kann nur feststellen, das die Domain aufrufbar ist und die Mails ebenfalls funktionieren, da Versand und Empfang klappt. Ich beschließe nun doch beim Hoster anzurufen, obwohl ich denke, dass dort keine Fehler verzeichnet sein werden.

Der wirklich sehr kompetente Mitarbeiter macht einige Tests: Ping, DNS-Settings, Server-Konfiguration, etc.. Er erwähnt kurz, dass möglicherweise die Apache-Konfiguration MaxClients, welche die Anzahl der Nutzeranfragen begrenzt, zu gering sein könnte, kann sonst aber keine Probleme feststellen. Er empfiehlt mir eine kostenloses Support-Ticket über das Kundensystem zu erstellen, was ich dann auch tue. Damit bekommt der Kundenservice vollen Zugang und kann sich z. B. die Postfächer genauer anschauen, um eventuelle Fehler zu reproduzieren. Vor dem Absenden bestätige ich noch das Häkchen, dass sagt, dass ich ein Backup aller Dateien und Einstellungen gemacht habe – was noch nicht getan ist.

Ich starte den FTP-Download aller Dateien mit Filezilla und logge in Plesk ein, um um die Datenbank zu sichern, doch der SQL-Export aus phpmyadmin funktioniert nicht. Es erscheint nur die Fehlermeldung:

No webpage was found for the web address: https://xxx.xxx.xxx.xxx:xxxx/domains/databases/phpMyAdmin/export.php

Ich google danache und finde zunächst den Hinweis auf eine zu niedriges memory_limit in der PHP-Konfiguration von Apache. Ich erhöhe dieses und versuche weiterhin vergeblich die Datenbank zu exportieren. Die weitere Recherche ergibt den Hinweis, dass man größere Datenbanken besser über über einen richtigen Dump exportiert, z. B. mit MySQLDumper. Ich lade das Programm herunter, kopiere es auf den Server, installiere und konfiguriere es und erstelle erfolgreich eine Kopie der Datenbank. Um das Backup komplett zu machen sichere ich noch einmal alle Dateien und Einstellungen über Plesk und lade diese herunter. Jetzt kann diesbezüglich nichts mehr schief gehen.

In Plesk klicke ich mich durch alle Ebenen, Funktionen und Dialoge, auf der Suche nach möglichen Einstellungen, welche endlich alle Probleme lösen. Der eine Schalter ist jedoch nicht zu finden.

Ich google noch einmal nach MaxClients und lande unter anderem bei den FAQ des Hosters. Eine kurze Erklärung beschriebt, wie man mögliche Fehler finden und wo man die Einstellung ändern kann. Ich schaue auf dem Server, nach den Logfiles, kann die genannten Verzeichnisse aber nicht finden. Ich finde dafür ein paar andere und schaue mir /statistics/logs/error_log an: Dort finde ich vor allem zwei Fehler:

Options FollowSymLinks or SymLinksIfOwnerMatch is off which implies that RewriteRule directive is forbidden: /var/www/vhosts/xxxxxxxxxxxxxxxxxx.xx/httpdocs/index.pl
 RSA server certificate CommonName (CN) `www.xxxxxxxxxxxxxxxxxx.xx' does NOT match server name!?

FollowSymLinks habe ich schon einmal in einer .htacces eines anderen Kunden gesehen. Ich probiere das gleich auf dem Server aus und besuche die Seite erneut, um mögliche Fehler zu erzeugen, welche dann im Logfile erscheinen sollten. Das tun sie auch, was aber nur bedeutet, dass das Problem noch besteht. Ich suche weiter und finde auf einer Seite, dass es an „Reihenfolge der Werte des Parameters DirectoryIndex“ liegt. Ich ändere diese und schaue im Log nach: Kein neuer Eintrag. Sieht gut aus und ich beschließe es später noch einmal zu überprüfen.

Derweil möchte ich doch einmal die vom Support erwähnte Sache mit MaxClients überprüfen. Ich ahne, dass ich tiefer ins System steigen muss und ich SSH-Zugriff über putty brauche. Hab ich zwar noch nie gemacht, aber schon des öfteren zugesehen. Hach, ein Zugriff über mittels Kommandozeile fühlt sich immer gleich nach Hacker an.

Ein geöffneter Browser-Tab auf dem zweiten Monitor hilft mir mit den nötigsten Befehlen und ich bahne mir meinen Weg zum error-Logfile /var/log/apache2/error.log auf der Suche nach:

[Fri Jan 04 20:24:42 2008] [error] server reached MaxClients setting, consider raising theMaxClients setting

Leider finde ich dort keinen entsprechenden Eintrag. Ich könnte mich freuen, eine weiteres Problem, welches keines ist. Leider aber auch nicht die Lösung des Rätsels.

Was hab ich heut nicht schon alles angestellt, um Probleme zu finden, wo vielleicht keine sind. Immer wieder treibt mich aber die Frage an: „Ja, und wenn doch was ist?“ Dass die „Probleme“ mit dem Server-Upgrade in Verbindung stehen, steht für die Kundin ausser Frage. Ich hoffe nur, dass diese Beobachtung nicht stimmen und es einfach falsche Schlussfolgerungen sind.

Ich und ein Systemadministrator – ha!